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Bestäubung durch Wildbienen - eine Option für den Obstbau in Kleingärten und Obstplantagen

Eine reiche Obsternte kann es nur geben, wenn die Obstblüte bestäubt wird, also Pollen auf die Narbe gelangt, danach  Befruchtung und Fruchtbildung erfolgen.

Fast alle modernen Kirsch-, Apfel- und Birnensorten sind aber selbststeril:  die Blüten können nicht durch den Pollen dieser Sorte befruchtet werden.  Die Fruchtbildung ist folglich nur gegeben, wenn es zur Fremdbestäubung kommt, also Pollen einer fremden Sorte durch Insekten auf die Narbe übertragen wird.

Für einen Vollertrag müssen bei Steinobst ca. 20-25 %,  bei Kernobst 12-15 % der Blüten befruchtet sein.

Voraussetzung für eine gute Ernte ist dabei nicht  eine reiche Blüte, sondern die Bestäubung mit der geeigneten Befruchter-Sorte, und dies  zur rechten Zeit.

In der "Bestäuber-Gesellschaft" im Obstbau stellen die Wildbienen neben Honigbiene und Hummel einen weiteren wichtigen Bestäuber dar, insbesondere  Arten aus den Gattungen Sandbienen (Andrena) und Mauerbienen (Osmia).

Diese Wildbienen sind einzeln lebende Arten (Solitärbienen), bei denen jedes Weibchen sein eigenes Nest baut, darin Brutzellen anlegt, sie mit einem Pollen-Nektar-Gemisch versorgt, daran ihr Ei ablegt und dann die Brutzelle mit einer Querwand verschließt. Nach diesem Brutgeschäft sterben die Weibchen ab, treten somit nur zur Zeit der Blüte auf. Die abgelegten Eier entwickeln sich, überdauern den Winter in völliger Ruhe und verlassen im kommenden Frühjahr ihr Nest. Pflegearbeiten an den Obstbäumen beeinträchtigen die Wildbienen somit nicht.

Einsatz von Mauerbienen zur Bestäubung im Obstbau

Im Obstbau sind für den Einsatz als Bestäuber diese beiden Mauerbienenarten optimal geeignet:

  • die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta):
    - Hauptflugzeit  ab Mitte März bis Ende April
    - geeignet als Bestäuber besonders für Steinobst. 
  • die Rostrote Mauerbiene (Osmia bicornis):
    - Hauptflugzeit ab Mitte/Ende April bis Ende Mai
    - ideal geeignet zur Bestäubung von Steinobst, Kernobst.

Beide Arten werden bereits züchterisch vermehrt und Kokons mit schlupfreifen Tieren werden im Winterhalbjahr  als "Starterpopulationen" für Obstanlagen verkauft. Jedoch kann ein Zuchtstock selbst gewonnen werden, wenn man Nisthilfen zur Ansiedlung dieser Mauerbienenarten im Siedlungsbereich, in Gärten anbringt. Diese so besiedelten Nisthilfen eignen sich im folgenden Jahr als Zuchtstamm in der Obstplantage.

In wenigen Jahren kann so eine stabile Bestäuber-Population aufgebaut werden.

Die Biologie und die Nutzung von Nistmöglichkeiten sind für beide Arten gleich, somit ist eine Ansiedlung durch geeignete Nistangebote / Nisthilfen problemlos möglich.

a) Man stellt selbst Nistangebote her:

- Anbohren von geeigneten Hölzern
- Angebot an Schilfhalmen oder Bambusrohr; markhaltige Stängel von Holunder, Brombeeren, Himbeeren, Königskerzen, Disteln ...
- Angebot mit Pappröhren ( Pappröhren bei www.naturschutzcenter.de)

Unser Faltblatt  "Nisthilfen für Wildbienen", die Produkte in unserem Shop www.naturschutzcenter.de und Anlage 1 geben darüber Auskunft.

b) Man verwendet  fertige Ansiedlungshilfen: (Angebote bei www.naturschutzcenter.de)

  • Nisthölzer, Schilfnisthilfen:
    für ein sehr breites Spektrum der im Garten vorkommenden Arten von Wildbienen und von Lehm- und Grabwespen, die ebenfalls solitär leben.


  • Nistangebote mit Pappröhrchen:

    a) mit Pappröhrchen mit einem Innendurchmesser von 4, 5, 7 und 9 mm:
    ebenfalls geeignet für ein breites Spektrum der im Garten vorkommenden Arten von Wildbienen, Lehm- und Grabwespen

    b) nur mit Pappröhrchen mit einem Innendurchmesser von 9 mm:
    speziell für die Obstbestäuber Gehörnte Mauerbiene  und Rostrote Mauerbiene.

    Lebensdauer der Nistmaterialien aus Pappe: ca. 3 - 4 Jahre 


  • Baukastensysteme aus Holz:
    nachhaltige, aber auch pflegeintensive Systeme, die zerlegt werden können und so während der Winterruhe von Oktober bis Mitte Februar die Kontrolle auf Parasiten und die  Reinigung ermöglichen. Abgestorbene Kokons oder Kokons mit Parasiten können entfernt werden.

Alle diese Nistangebote müssen vor dem Flugbetrieb im Frühjahr aufgestellt oder angebracht werden und sind unbedingt vor Regen und Nässe zu schützen:

Sie sollten sich mindestens 1 m über dem Boden befinden -  oder an einer geschützten Schuppenwand, Pergola, Garagenwand oder Balkon angebracht werden.

Die Öffnungen sollten nach Süden oder Südosten ausgerichtet sein und müssen aus mindestens 2 m frei anzufliegen sein ohne z.B. störendes Blattwerk.

Zum Schutz gegen Vögel kann in genügendem Abstand zu den Nistgängen ein Drahtgitter angebracht werden ( verzinkter Gitterdraht 20 mm x 20 mm oder Kaninchendraht  25 mm).

Sonnenexponierte, geschützte Standorte werden gut beflogen, zu schattige Standorte werden nicht oder nur schlecht angenommen.

Da diese Mauerbienen nur eine Generation im Jahr haben, verbleiben die Nisthilfen an ihrem Ort, können aber auch z.B. aus einer Obstanlage entfernt und an einem trockenen, geschützten und winterkühlen Platz bis zum kommenden Frühjahr gelagert werden.